Ein Hip-Hop-Battle, eine Fotoausstellung über Femizid, ein Film über eine Architekturikone, ein Poetry-Slam-Abend … All diese Events haben eines gemeinsam: Ihre OrganisatorInnen haben bei unserem Verantwortlichen für das soziokulturelle Veranstaltungsprogramm, Yves Conrardy, angeklopft. Und der ist höchst zufrieden.
Soziokulturelles Yves Conrardy
Yves, das soziokulturelle Programm berührt sehr unterschiedliche Thematiken und bietet sehr vielfältige Veranstaltungsformate an. Das wäre doch vermutlich kaum möglich ohne die Zusammenarbeit mit Partnern, oder?
Kooperationen sind die Grundlage für den soziokulturellen Bereich, und das versuche ich auch immer zu betonen. Den Rotondes wird manchmal vorgeworfen, dass sie diese Grundlagenarbeit nicht selbst machen würden. Aber wir beschäftigen uns mit so vielen verschiedenen Themen, dass wir nicht in allem ExpertInnen sein können. Wir müssen realistisch sein: Wenn wir uns selbst in alle Themen vertiefen würden, wäre das Ergebnis zwangsläufig weniger gut. Es gibt für jedes Thema Leute, die sich damit gut auskennen, und wir können von der Zusammenarbeit mit ihnen nur profitieren.
Und worin genau besteht dann die Rolle der Rotondes bei diesen Veranstaltungen?
Das hängt von den Projekten ab, aber in jedem Fall stellen wir einen geeigneten Raum zur Verfügung, zu günstigen Konditionen. Wir helfen bei der Logistik, wir besprechen den Aufbau und den Empfang und beteiligen uns an der Kommunikation … Zu Beginn eines Veranstaltungszyklus schaut man, wie es läuft und passt sich an. So kann es vorkommen, dass man bestimmte Aspekte zugunsten der starken Seiten des Partners weglässt und dort mehr Unterstützung leistet, wo es notwendig ist.
Wir bieten auch einen Blick von außen auf Ablauf und Inhalt einer Veranstaltung. Das kann ein einfacher Filmvorschlag oder eine umfassendere Überlegung sein. Für Expressions of Humanity des Vereins Time for a Change gibt es zum Beispiel immer jede Menge interessantes Material. Aber zu Beginn des Zyklus mussten wir uns eingestehen, dass Vorschläge wie ein Film und/oder eine Diskussion und/oder eine Ausstellung und/oder eine Buchvorstellung usw. zu viel waren, um sie in eine zweistündige Veranstaltung zu quetschen, und vor allem zu viele Informationen, die das Publikum verdauen musste. Also überlegten wir, wie wir den Ablauf vereinfachen könnten, ohne dass die Botschaft verlorengehen würde.
Einige der Kooperationen bestehen schon seit etlichen Jahren. Was ist das Geheimnis einer langjährigen Partnerschaft?
D’abord et très simplement, il faut que les deux parties aient envie qu’il continue ! Et il faut qu’on continue de partager la même ligne. Un exemple de collaboration qui dure, c’est celle avec queer loox. Le cycle fête déjà ses 10 ans ! Il a été lancé au CarréRotondes par une autre équipe, c’est une deuxième génération qui s’occupe de la programmation actuelle. À l’époque, ce n’était pas un thème évident à présenter alors qu’aujourd’hui, même le Kinepolis a fait un cycle queer. Il y a plus de lieux qu’il y a 10 ans pour accueillir des événements différents, comme on le fait. Le tout, c’est d’offrir le bon lieu au bon partenaire.
Würdest du sagen, dass es Themen gibt, für die nur (oder fast nur) die Rotondes in Frage kommen?
Nicht unbedingt, aber es gibt einige, bei denen wir zu den ersten gehören, die dafür offen waren. Urbane Kunst wurde als Ausdrucksform und Kultur von anderen Institutionen lange Zeit vernachlässigt, und wir sind froh, dass wir sie schon vor einigen Jahren in unser Programm aufgenommen haben. Heute ermuntern wir unsere Partner, neben Tanzworkshops und ‑Battles auch andere Veranstaltungen wie Vorträge zu konzipieren, um die Geschichte der Bewegung in den Vordergrund zu stellen.
Ich würde auch gerne eine Reihe rund um die Digitalisierung weiterentwickeln, wie sie bereits mit dem Multiplica-Festival besteht. Für Jugendliche gibt es ein gutes Angebot, insbesondere mit der Option Digital Sciences, die sich mit digitalen Kulturen befasst und in den ersten beiden Jahren des Gymnasiums angeboten wird. Für Erwachsene ist das Angebot noch sehr begrenzt. Mit dem Aufkommen von ChatGPT wurde die breite Öffentlichkeit angeregt, über künstliche Intelligenz nachzudenken, aber es gibt noch Diskussionsbedarf bei diesem Thema.
Du machst diesen Job seit 2012 und warst also schon bei einer ganzen Reihe von Veranstaltungen dabei, einige davon mit nicht ganz einfachen Themen. Haben dich einige davon besonders beeindruckt?
Vor ein paar Jahren hatten wir Abendveranstaltungen, die sich mit dem Friedensprozess im Nahen Osten befassten, ein Thema, bei dem ich mich überhaupt nicht auskannte. Ohne mich stärker zu engagieren, hat mir die Arbeit an diesen Veranstaltungen und das Treffen mit engagierten Menschen vermittelt, was dort auf dem Spiel steht. Aber generell wird einem klar, dass eine Diskussionsrunde vom Meinungsaustausch abgesehen ihre Grenzen hat. Die Situation bleibt leider so, wie sie ist, und als einzelne Person hat man relativ wenig Einfluss darauf. Was man tun kann, ist zu verstehen, dass es ein Problem gibt, und unser soziokulturelles Programm hat zweifellos dazu beigetragen, dass viele Menschen sich sehr unterschiedlicher Themen bewusst geworden sind. Das hoffe ich jedenfalls!
Auf der anderen Seite gibt es etwas, das mir an urbanen Tanzprojekten gefällt: Es ist diese ganze Energie, die rausgelassen wird, dieser Drang, in diesem bestimmten Moment etwas zu erschaffen. Ich erinnere mich an einen Tanzimprovisationskurs, für den Knowedge einen Lehrer eingeladen hatte, der viele Tipps gab und auf eine Weise über das Schaffen sprach, mit der auch NichttänzerInnen etwas anfangen könnten.
Wäre es idealistisch, von persönlicher Bereicherung zu sprechen?
Mal lernst du sehr viel und mal verfällst du in eine gewisse Routine, wie bei jedem Job. Aber wenn die richtige Information, die richtige Begegnung genau dann kommt, wenn du sie brauchst, ist das eine echte Bereicherung. Sie entsteht dadurch, dass ich mit vielen Menschen zusammenkomme, mit denen ich teilweise schon seit mehreren Jahren zusammenarbeite. Diese Zusammenarbeit ist die Grundlage unseres Programms, und ich freue mich, dass ich mich schon seit mehr als zehn Jahren darum kümmern darf.