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Marchés Tom Karier

Videospiele, Schallplatten, gutes Essen… gehören zur Popkultur, und die hat durchaus ihren Platz in den Rotondes.“
© Eric Engel

Manchmal kommen Leute in die Rotondes, um eine Pommes zu essen oder eine Pokémon-Figur zu kaufen. Dann schauen sie sich um und merken, dass hier auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Der Schlaukopf, der die Neugierigen über die Märkte anlockt, ist Tom Karier, unser Eventmanager.

Ganz schön clever, Tom, die Leute mit Essen anzulocken, wie beim eat it. Aber was antwortest du denen, die fragen, was Märkte in einem Kulturzentrum zu suchen haben?

In den Rotondes mag man es, die Genres zu mischen und gängige Vorstellungen hinter sich zu lassen. Wir sind nicht der Ansicht, dass Kultur nur aus Bühnenkunst, bildender Kunst und Musik besteht. Für uns gehören auch Videospiele, Schallplatten und gutes Essen im weiteren Sinne dazu, weil auch hier kreatives Schaffen beteiligt ist. Das ist Popkultur, und die hat durchaus ihren Platz in den Rotondes. Die Märkte haben in der Tat eine große Anziehungskraft auf unterschiedliche Zielgruppen aus dem Viertel, der Stadt und darüber hinaus. Für uns bietet sich jedes Mal die Gelegenheit, unser Programm vorzustellen, und es wäre ein Fehler, das nicht zu nutzen.

Wie würdest du denen, die den Rest des Programms, aber nicht die Märkte kennen, diese beschreiben?

Bei den Märkten geht es uns eher um eine bestimmte Atmosphäre, das lässt sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen. Alle Märkte haben ein anderes Thema, und damit sind auch Publikum und Stimmung jedes Mal anders. Ich glaube, das einzige Adjektiv, das auf alle zutrifft, ist zugänglich“, weil sie kostenlos sind, sympathisch und ganz ungezwungen. Sie sind genau wie unser Büro: Sie nehmen sich selbst nicht zu ernst.

Ich würde diese Leute auch beruhigen, indem ich ihnen sage, dass wir nie der Vakanz-Messe Konkurrenz machen werden! Wir bleiben ein Kulturzentrum und vor allem bleiben wir dem Motto der Rotondes treu. Es geht darum, neue Dinge zu entdecken, ProduzentInnen, DesignerInnen, Kreative zu präsentieren, die auf kein großes Vertriebsnetz zurückgreifen können. Ziel ist natürlich, ihnen zu helfen, ihre Produkte zu verkaufen und bekannt zu werden, aber unser Ansatz geht weit über das Kommerzielle hinaus.

Seit einigen Jahren arbeiten wir immer häufiger mit Partnern zusammen. Hat sich das natürlich ergeben, oder handelt es sich um eine bewusste Entscheidung deinerseits?

Ein bisschen von beidem. Die Märkte gehen auf den Ansatz unserer Abteilung für Soziokulturelles zurück: Partner klopfen mit einer Anfrage an, und wenn uns die Idee gefällt, versuchen wir, diese sie so gut wie möglich umzusetzen. Ein gutes Beispiel ist der Jingle Mingle X‑Mas Market, bei dem das Kollektiv Augenschmaus auf uns zugekommen ist. Sie bringen ihr Netzwerk und ihren guten Namen mit, und ich sage meinerseits let’s make it happen“ (lächelt). Es ist nicht unbedingt ein schneller Prozess, manchmal vergehen mehrere Spielzeiten, bevor ein Projekt endgültig steht. Aber wir sind stets offen für neue Vorschläge.

Abgesehen davon wähle ich für den Super Maart die AusstellerInnen der Galerie aus, und zusätzlich lade ich jede Saison einen anderen Partner ein, um die Plattform zu beleben. Dieser hat freie Hand, was das Erstellen eines Konzepts, die Gestaltung und die Einladung anderer Kreative betrifft.

Sicher hast du nach all der Zeit, die du dich um die Märkte kümmerst, einige Anekdoten auf Lager…

Wenn ich die außer Acht lasse, die ich lieber vergessen würde, und die, die ich nicht erzählen kann, eigentlich nicht, nein! (lacht) Wie bei uns allen hat die Corona-Zeit auch bei einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wenn man jetzt daran zurückdenkt, sieht man das Absurde an all den – notwendigen, aber eben absurden – Maßnahmen, die wir ergreifen mussten, um wieder so etwas wie Normalität herzustellen und einfache Märkte anbieten zu können: Tische genau zwei Meter auseinander stellen, die Bewegungsrichtung angeben, Zeitfenster für das Essen beim eat it festlegen…

Die eigentliche Idee eines Marktes besteht darin, Dinge anzufassen, die man noch nie gesehen hat, herumzustöbern, bis man das findet, was man sucht, direkt mit den ProduzentInnen und DesignerInnen zu verhandeln. Unter diesen Bedingungen einen Markt zu veranstalten, mag im Nachhinein unnatürlich erscheinen, aber wir haben es nicht bereut, zusätzliche Ressourcen dafür aufgewendet zu haben (in puncto Personal, Zeit, Logistik), weil das Publikum und die AusstellerInnen wirklich großes Interesse hatten. Bei der ersten Geek Foire im Mai 2021 konnten wir nur 200 Personen gleichzeitig reinlassen, und die Leute standen draußen bis auf den Bürgersteig an.

In der Saison 2023/24 machen wir mit Märkten weiter, die sich bereits bewährt haben.

Ja, beispielsweise wird die Geek Foire wieder stattfinden, wo wir gerade davon sprechen. Die vom CELL organisierte Pflanzenbörse wurde bereits drei oder vier Mal veranstaltet, ist aber jetzt offiziell Teil des Programms. Sie war immer ein großer Erfolg, und wir wollten sie stärker in den Vordergrund stellen. 

Wir haben das Angebot der Märkte seit 2017 ziemlich umgestaltet. Nur den We Ride, den eat it und die Foire aux Disques gab es schon zu Zeiten der CarréRotondes. Seitdem haben wir auch andere Dinge ausprobiert, aber nicht alle Konzepte lassen sich überarbeiten. Umgekehrt kann man jederzeit beschließen, einen seit langem stattfindenden Markt einzustellen und zu etwas anderem überzugehen, ohne das zu bereuen. Ich kann mir auch kleinere Märkte oder Märkte für Nischenprodukte vorstellen. Wir werden immer neue Themen zum Erkunden finden, dafür sind wir da.