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Rosa Brignone Time for Equality

Jede unsere Veranstaltungen setzt etwas in Gang, schafft eine Grundlage.“
© Foto 1: Raoul Somers / Fotos 2 & 3: Stefania Prandi

Die Rotondes arbeiten in jeder Spielzeit mit Kollektiven und Vereinen zusammen, die sich kritisch mit sozialen Fragen auseinandersetzen und Dialog und Reflexion fördern. Wir haben uns mit Rosa Brignone von Time for Equality getroffen, die uns die Ziele der gemeinnützigen Organisation erläuterte und erklärte, warum sie nie vergisst, Themen aus einer künstlerischen Perspektive anzugehen.

Rosa, woher stammen Titel und Untertitel Expressions of Humanity – What kind of world do we want to live in? für die Veranstaltungen, die Time for Equality in den Rotondes organisiert?

Rosa: 2017 haben wir eine erste Veranstaltung zum Thema Migration in Zusammenarbeit mit einer französischen Organisation durchgeführt, die in den Flüchtlingslagern bei Calais humanitäre Arbeit leistet. Dabei haben wir mehreren Personen die Möglichkeit gegeben, von ihren Erfahrungen zu berichten. Es waren viele Menschen da, und es war sehr ergreifend und emotional. Das gab uns das Gefühl, Veranstaltungen organisieren zu können, auf denen sich das Publikum wohl fühlt.

Sobald man eine Person entmenschlicht, verliert sie ihre Rechte. Also haben wir diese Veranstaltung Expressions of Humanity genannt, um die Flüchtlinge menschlich zu machen. Nach diesem ersten beeindruckenden Abend haben wir beschlossen, einen Zyklus daraus zu machen, dessen Hauptthemen Migration, Geschlechterungleichheit und Gewalt in all ihren Formen sind.

Alle Veranstaltungen beinhalten ein künstlerisches Element, sei es die Vorführung eines Dokumentarfilms, eine Fotoausstellung, eine Lesung oder Musik… Wie kommt es zu dieser Programmwahl? 

R.: Alle Statistiken zeigen, dass Frauen und Kinder zu den am stärksten gefährdeten Gruppen gehören, ei es aus strukturellen, kulturellen oder wirtschaftlichen Gründen. Diese Statistiken und andere Berichte bilden die Grundlage unserer Überlegungen, doch mit Hilfe der Kunst können wir die Öffentlichkeit eher erreichen und berühren. Die Sensibilisierung ist sehr wichtig: Sie ermöglicht es den Menschen, Probleme zu erkennen und führt zu gesellschaftlichem Engagement. 

Allgemein besteht unser Ziel darin, einen Beitrag zu einer gleichberechtigteren und gerechteren Gesellschaft zu leisten, in der die Menschenrechte uneingeschränkt geachtet werden. Uns allen kommt dabei eine Rolle zu, aber wir müssen auch auf die Machtstrukturen einwirken. Neben unserer Sensibilisierungsarbeit betreiben wir daher in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen Lobbyarbeit, um auf EntscheidungsträgerInnen Einfluss zu nehmen. (Foto: Stefania Prandi)

In der Saison 2021/22 finden drei Veranstaltungen im Rahmen von Expressions of Humanity statt, die erste davon am 19. Oktober. Wie lautet das Thema?

R.: Der Abend ist der Arbeit der italienischen Journalistin und Fotografin Stefania Prandi gewidmet, von der wir bereits den Dokumentarfilm Oro Rosso in den Rotondes gezeigt haben. Dieses Mal haben wir sie eingeladen, um die Reportage Les conséquences zu präsentieren, in der es um das Thema Femizid geht. Prandi hat mit Angehörigen von Opfern gesprochen, um darüber zu berichten, was mit den Familien geschieht, wenn eine Frau oder ein Mädchen getötet wird. Wie sich zeigt, hat dies sehr tiefe und weitreichende Folgen. Kinder werden zu Waisen, im Stich gelassen von Einrichtungen, die nicht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind; Mütter werden zu Aktivistinnen; die mediale Berichterstattung und das schlecht vorbereitete Justizsystem werfen Fragen auf…

Stefania Prandi hat aus den Interviews und Fotos von diesen Treffen ein Buch gemacht. Die Fotos werden vier Wochen lang draußen auf dem Gelände der Rotondes für alle zugänglich ausgestellt. Auf diese Weise können die Geschichten aus dem Dunkel des familiären Bereichs in den öffentlichen Raum gelangen und für Gesprächsstoff sorgen. Wir hoffen, so in Luxemburg eine Diskussion anregen zu können.

Haben Sie im Laufen der Jahre eine Veränderung in den Reaktionen des Publikums bemerkt?

R.: Wenn wir in den Rotondes Veranstaltungen organisieren, hat dies den Vorteil, dass wir ein jüngeres und breiter gefächertes Publikum erreichen können, als sich gewöhnlich auf Veranstaltungen zu diesen Themen einfindet. Darunter gibt es auch immer wieder BesucherInnen, die sich an uns wenden, um sich bei uns oder anderen Organisationen ehrenamtlich zu engagieren. Was wir erreichen, wird sich erst auf lange Sicht zeigen. Jeder Abend setzt etwas in Gang, schafft eine Grundlage. Learn, share, take action“: Das ist unser Motto.