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Bühnenkunst Laura Graser

Eine Spielzeit besteht nicht einfach aus dem, was mir als Programmgestalterin am besten gefällt!“
© Eric Engel

Die Rotondes gehören nicht zu den Institutionen, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Und so haben wir, kaum dass die Saison 22/23 zu Ende geht, bereits das Programm der Spielzeit 23/24 veröffentlicht, und das sieht sehr verlockend aus. Unsere Programmgestalterin für Bühnenkunst und Labos, Laura Graser, hat uns ihr Rezept für eine gelungene Saison verraten.

Laura, wie schwer ist es, eine Spielzeit mit Veranstaltungen für die Rotondes zusammenzustellen? Womit fängst du an?

Ich bin immer auf der Suche nach dem Besonderen, aber das heißt nicht, dass eine Spielzeit einfach aus dem bestehen würde, was mir als Programmgestalterin am besten gefällt! Eine gelungene Saison muss bestimmte Kriterien erfüllen, um eine ausgewogene Mischung zu erreichen. Ein Beispiel: Die Rotondes haben sich zum Ziel gesetzt, in ihrem Programm darstellende Kunst“ für alle Altersgruppen anzubieten, vom Kleinkind bis zum Erwachsenen. Wenn man ein praktisches Kriterium wie die Alterskategorien berücksichtigen muss, hat man schnell das Gefühl, in einer großen Excel-Tabelle zu navigieren und Kästchen abzuhaken! (lacht) Das klingt weniger begeisternd als die großen künstlerischen Diskurse, ist aber die Realität.

Das Alter des Publikums ist natürlich nur ein Kriterium von vielen. In künstlerischer Hinsicht sind wir bestrebt, sehr unterschiedliche Formen zu zeigen. Was den Kalender anbetrifft, so geben unsere Highlights der Saison (Chrëschtdeeg an de Rotondes, Fabula Rasa, PICelectroNIC…) den Rhythmus vor. Und natürlich liegt uns auch daran, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden zwischen der Unterstützung für Ensembles, die wir schon eine Weile begleiten, und Auftrittsmöglichkeiten für KünstlerInnen, die bisher noch nicht in Luxemburg zu sehen waren.

Die sprachliche Ausgewogenheit ist doch auch wichtig, oder?

Auf jeden Fall! In der Region sieht das sicher anders aus, aber in Luxemburg-Stadt ist die Bevölkerung sehr international, hat aber gleichzeitig Kontakt zu Leuten, die hier aufgewachsen sind und zu Hause Luxemburgisch sprechen. Die Frage lautet stets: Welche Textmenge ist die richtige, in welcher Sprache und für wen? 

Die Mehrsprachigkeit und Multikulturalität Luxemburgs machen es zu einem besonderen, komplexen aber facettenreichen Ort. Die Programmgestaltung für die Rotondes erfordert daher einen sehr weiten Blick auf das, was sich tut, einen Blick, der über unser Gebiet hinausgeht, weshalb der Austausch mit meinen KollegInnen aus den Nachbarländern so wichtig ist. Aber da es um Kunst geht, können die Meinungen ziemlich unterschiedlich sein, und so ist es wichtig, dass ich mir meine eigene Meinung bilde über die Empfehlungen, die ich erhalte. Ich behalte unseren Kontext und die künstlerische Richtung, für die wir stehen, stets im Blick.

Du besuchst das ganze Jahr über viele Aufführungen an den unterschiedlichsten Orten. Ist es dir überhaupt noch möglich, einfach nur Zuschauerin zu sein?

Nein! (lacht) Wenn ich auf Festivals reise und 4 – 5 Vorstellungen pro Tag sehe, verliere ich die Leichtigkeit und Offenheit der einfachen“ Zuschauerin, muss ich zugeben… Aber auch wenn mein Blick weniger unschuldig geworden ist, bin ich immer noch begeistert davon, jedes Jahr eine neue Spielzeit organisieren zu können und weiterhin nach Höhepunkten Ausschau zu halten. Es ist ein besonderes Glück, sie in die Rotondes holen zu können. Das ist meine Motivation, das ändert sich nicht.

Du hast von Unterstützung für die kreative Arbeit gesprochen. Auf welche Weise werden die Ensembles von den Rotondes unterstützt?

Es gibt Unterstützung in unterschiedlicher Form. In der Spielzeit 23/24 kann das Publikum zum Beispiel das gezeichnete Konzert Minuit sehen, ein großes Projekt aus hauseigener Produktion. Wir setzen unsere Zusammenarbeit mit der luxemburgischen Künstlerin Florence Kraus und dem Franzosen Grégoire Terrier fort, die wir für das Filmkonzert Curieuse Nature begonnen haben, einer Koproduktion mit dem Luxembourg City Film Festival. Die KünstlerInnen werden in den Rotondes wohnen, und die Premiere findet im November bei uns statt.

Ein weiteres Beispiel ist die luxemburgische Theatergruppe Kopla Bunz. In der Saison 23/24 findet nicht nur die Wiederaufnahme ihres Stücks Knuet bei uns statt, sondern, in unseren Ateliers, auch die Endproben ihres neuen Stücks für die ganz Kleinen, À propos Liewen, das anschließend bei uns Premiere hat.

Wir verpflichten uns immer sehr früh für Projekte, lange vor der Premiere, einfach, weil uns die Welt einer bestimmten Theatergruppe gefällt. So war es auch bei Casimir, einem Objekttheater des Ensembles Arts et Couleurs.

Ihr leistet auch Unterstützung für Amateurprojekte…

Es gibt partizipative Projekte, bei denen die Rotondes als Koordinations‑, Kreativ- und Begleitinstanz fungieren. Dies gilt insbesondere für den Hip Hop Marathon, einer Koproduktion mit CAPE und Rocklab. Ich denke auch an die Theaterlabos, bei denen die Teilnehmenden ab Januar jede Woche bis zur Präsentation des Endergebnisses im Juni im Rahmen des Labos Fest proben werden. Für diese langfristigen Projekte wird jede Saison ein roter Faden festgelegt, ein offenes Thema, das viel Raum für Fantasie lässt, um von jeder Gruppe anders interpretiert werden zu können. In der Saison 23/24 geht es bei der Arbeit um Licht und Schatten.

Eine Spielzeit zusammenzustellen bedeutet also, eine Auswahl zu treffen und eine ausgewogene Mischung zu finden. Aber wie sieht denn nun die perfekte Aufführung für die Rotondes aus?

Ich würde sagen, sie hat etwas Überraschendes, sowohl was die Form als auch was den Inhalt betrifft – idealerweise beides. Da wir kein klassischer Veranstaltungsort sind, hat die perfekte Aufführung auch kein klassisches Format. Das Publikum weiß, dass es bei uns, auch wenn es regelmäßig kommt, immer etwas Neues und Anderes finden wird, sowohl, was das Veranstaltungsangebot an sich anbetrifft, aber auch im Vergleich zu anderen Kulturstätten. Uns geht es darum, neue Vorstellungswelten zu eröffnen.

Zum Schluss eine Frage, die alle ProgrammplanerInnen fürchten: Was darf man in 23/24 nicht verpassen?

Es ist undankbar, eine Wahl treffen zu müssen! (Pause) Ich hoffe, dass das Publikum The Making of Berlin nicht verpasst, denn dabei handelt es sich in vielerlei Hinsicht um ein ganz besonderes Projekt. Außerdem denke ich, dass das Saisonende etwas ganz Besonderes sein wird, mit der großen Zirkus-Tanzveranstaltung En attendant le grand soir. Aber natürlich bin ich überzeugt, dass die ganze Saison eine Menge zu bieten hat! (lacht).