Wie verlief die erste Residenzwoche im Dezember?
Daniel Marinangeli: Wir haben sie vor allem der Themenrecherche gewidmet. Wir haben Texte, Dokumentationen, Zeitungsartikel und Bilder zu Tuvalu gesammelt – insbesondere zum technischen Prozess, durch den das Archipel ins Metaversum überführt werden soll.
S. F.: Wir wollten verstehen, warum diese Entscheidung getroffen wurde. Einerseits ist es offensichtlich ein Kommunikationsinstrument, um Spenden zu sammeln. Aber vor allem gibt es eine rechtliche Dimension: Eine Nation kann nicht ohne Territorium existieren – und genau das wird Tuvalu bald verlieren. Australien hat den BewohnerInnen Asyl angeboten, aber das ist nicht kostenlos.
P. G.: Australien fordert im Gegenzug das Territorium zurück – einschließlich der Fischereirechte und der Nutzungsrechte für die Meeresressourcen.
S. F.: Die Geschichte Tuvalus verbindet sich mit einem weiteren zentralen Thema unserer Arbeit: Ökologie. Das Metaversum zu betreiben ist extrem umweltschädlich. Es ist paradox, eine Insel, die durch den Klimawandel untergeht, mit einer Technologie bewahren zu wollen, die genau dazu beiträgt.
D. M.: Es wird auch die Frage der Perspektive aufgeworfen: einerseits die die Bevölkerung Tuvalus, die versucht, mit der Welt zu kommunizieren, andererseits die westliche Sichtweise, die das Geschehen von außen betrachtet. Es erinnert an das Motiv der Bestrafung durch eine Flut – wie bei der Sintflut oder Atlantis.
S. F.: Wir haben visuelles Material gesammelt, Rohmaterial gesichtet und relevante Ausschnitte ausgewählt, sodass wir nun mit der Videobearbeitung beginnen können. Wir hatten ursprünglich überlegt, eigenes Videomaterial zu erstellen, aber zuerst wollen wir diesen Schritt abschließen.