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Geschichten anders erzählt Der Verlag Éditions du livre von Alexandre Chaize

Mein Idealbild: verspielt, farbig, minimalistisch und geometrisch“
© Le Papillon imprimeur, Fanette Mellier / Aquarium, Fanette Mellier / Zoo in my Hand, Inkyeong & Sunkyung Kim

Die von Alexandre Chaize herausgegebenen Bücher sind farbenfrohe UFOs, die niemand sonst herausgeben könnte. Sie lassen Drucker verzweifeln und versetzen LeserInnen in Begeisterung. Die Ausstellung AB − Augmented Books 2.0 zeigt einige wunderbare Beispiele: Zoo in my Hand von Inkyeong und Sunkyung Kim sowie Aquarium und Le papillon imprimeur von Fanette Mellier.

Alexandre, die redaktionelle Ausrichtung von Éditions du livre ist sehr fröhlich, aber auch sehr radikal. Sie haben ein erstaunliches Universum geschaffen.

Die Éditions du Livre sind in mehreren Etappen entstanden. Ich habe die Verlagswelt über Fanzines und Messen für Kleinverlage entdeckt, zusammen mit meiner Partnerin Frédérique Rusch. Wir haben mit kleinen Auflagen von jeweils etwa hundert Exemplaren begonnen, die wir zu Hause gedruckt haben oder in einer Druckerei, um sie dann aber zu Hause von Hand zu binden. Meist ging es dabei nur um Illustration, aber eines Tages hat es bei mir Klick gemacht. Ich habe mich sofort von den Büchern von Bruno Munari angezogen gefühlt, und ich wollte experimentieren. Wie ist das, wenn eine Seite transparent ist? Wenn sie gefaltet ist? Wenn sie zerschnitten oder durchstochen werden kann?

Und immer mit Blick auf ein junges Publikum.

In Büchern ab 7 Jahren geht es um Probleme des Erzählens, des Verstehens und der Geschichte. Das Kinderbuch für die ganz Kleinen ist ein Universum, das viele Experimente zulässt. Als unsere Tochter noch sehr klein war, wurde mir wieder klar – ich hatte es wohl vergessen –, dass das Thema eines Buches einfach eine Abfolge von Farben, Faltungen, Kontrasten oder ganz einfachen Formen sein kann. Es braucht nur ein paar Farben und eine einfache geometrische Form, um ein Universum zu erschaffen, und Kinder verstehen sofort, worum es geht.

Hat es nicht etwas Ketzerisches, Bücher wie Zoo in my Hand so zu gestalten, dass sie zerschnitten werden können?

Das sehen Erwachsene und Kinder jeweils anders. Erwachsene haben einen gewissen Respekt vor dem Objekt und können das Potenzial des Buches auch wahrnehmen, ohne es zu zerschneiden. Ein Kind hingegen möchte mit seinen Händen erfahren, was es da vor sich hat. Ich bevorzuge die völlig unverkrampfte Reaktion eines Kindes auf das Buch.

Was bedeutet es für Sie, Ihre Bücher nicht nur ausstellen, sondern ihnen in einer Ausstellung eine neue Dimension verleihen zu können?

Die Bücher, die ich herausgebe, besitzen eine starke Materialität und eignen sich gut für die Entwicklung im Raum. Sie können sich auch in ein Buch vertiefen, wenn Sie es in den Händen halten, aber durch das Spiel mit den unterschiedlichen Maßstäben ist es möglich, die Besucher buchstäblich in Farben und Formen eintauchen zu lassen. Seit ich dies im Signe (Centre National du Graphisme) machen durfte, habe ich vor, diesen Aspekt auch in einem neuen Projekt einzusetzen.

Im Laufe der Jahre habe ich mich teils aufgedrängt, teils auch eine gewisse Radikalität gezeigt, ich befinde mich in einer Art experimenteller plastischer Forschung. Was ich mit meiner Arbeit als Verleger zu erreichen versuche, ist die Umsetzung meiner Ästhetik, meines Idealbildes: verspielt, farbenfroh, minimalistisch und geometrisch. Und erst durch die Arbeit von Künstlern, auch im Rahmen von Ausstellungen, gelingt es mir, dieses Universum zu schaffen!