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Die Rotondes als Inspirationsquelle Blanca
Wenn Sie sich ein Konzert hier in den Rotondes anhören, könnte es gut passieren, dass Sie Blanca und ihrer Kamera begegnen. Als ihre Arbeit nach und nach zu viel Platz in ihrem Leben einnahm, beschloss sie, mehr Zeit mit Livemusik und Fotografie zu verbringen. Und jetzt gibt es kein Zurück mehr!
Wann wurde dir klar, dass die Fotografie dein Ding ist?
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Fotografie mein Ding ist. Ich bin Amateurin, es macht mir Spaß, aber ich habe noch viele andere Interessen. Als ich noch jünger war, habe ich bei dem Gedanken, dass ich mal etwas Kreatives machen würde, immer ans Schreiben gedacht. Ich habe sehr viel gelesen.
Ich habe mich schon als Teenager für Fotografie interessiert. Mein Vater gab mir seine alte Kodak Retina, eine handgeschriebene Tabelle mit einigen Zahlen und ein Handphotometer. Er erklärte mir die wichtigsten technischen Grundlagen und meinte dann: „Wenn du mit dieser Kamera lernst, wirst du alles richtig lernen.“ Ich spielte ein paar Jahre lang damit herum, aber ich war nicht besessen davon. An der Universität nahm mein Interesse wieder zu, und ich kaufte mir eine Pentax K1000. Ich ging mit Freunden fotografieren, besuchte einige Kurse. Dann kam die Digitalfotografie auf und mein Job hat mich ziemlich in Anspruch genommen, also hörte ich auf zu fotografieren, außer in den Ferien. Viele Jahre lang war ich eine reine Urlaubsfotografin mit einer Kompaktkamera.
2015 hatte ich das Gefühl, ich brauche etwas, um nach der Arbeit runterkommen zu können, also bin ich sehr viel häufiger auf Konzerte gegangen. Als ich mit Freunden auf dem Capital Sounds Festival hier in den Rotondes war, sagte jemand, er brauche einen Fotografen, der auf einem Festival in Berlin vor der Bühne einige Bilder für seinen Blog schießt. Ich dachte mir: „Das muss cool sein!“ Ich habe mir eine neue Pentax besorgt, diesmal digital, und wieder einige Kurse besucht. Ich habe häufiger auf Konzerten fotografiert, mit einer kleineren Kamera, denn mit einem Smartphone ist es sehr schwierig, ein halbwegs anständiges Foto zu bekommen.
Was lässt sich bei Konzerten am schwersten einfangen?
Konzertfotografie hat ganz eigene technische Herausforderungen: schwaches Licht, starke Kontraste, Motive, die sich viel bewegen, jede Menge Nebel. Als Amateurin verfügt man zudem weder über eine Profikamera noch bekommt man Zugang zur ersten Reihe. Aber mit viel Erfahrung und Nachbearbeitung lassen sich einige dieser Probleme in den Griff bekommen.
Am schwierigsten ist es, bei einem Konzert die emotionalen Höhepunkte zu erkennen und festzuhalten. Es gibt viele nicht ganz so aufregende Momente, und die aufregenden kommen meist ganz kurz darauf, also muss man genau auf die Musik und das Licht und die Musiker achten, um diese Augenblicke nicht zu verpassen, denn schon zwei Sekunden später ist das Foto meist nicht mehr so interessant. Ich schau mir die Profis an, wo sie sich hinstellen und wie sie fotografieren. Ich schau mir ihre Bilder online an, um von ihnen zu lernen.
Am liebsten halte ich Momente fest, die Gefühle zum Ausdruck bringen. Ein gutes Foto zeigt die Essenz des Fotografierten. Ich liebe Schnappschüsse.
© Blanca Ortiz de Pablo
Was gibt den Anstoß, bei einer bestimmten Veranstaltung zu fotografieren?
Ich fotografiere ständig, nur nicht unbedingt mit der Kamera! Die Fotos sind nur in meinem Kopf. Ein Grund, die Kamera nicht rauszuholen, besteht darin, dass ich mich manchmal ganz auf die Musik konzentrieren möchte. Wenn das Licht schlecht ist, der Veranstaltungsort zu voll oder ich in Begleitung von Freunden bin und ich das genießen möchte, kann es ebenfalls passieren, dass ich keine Fotos mache. Manchmal bin ich aber einfach auch nur zu müde.
In den Rotondes hat es schon so einige Konzerte gegeben. Welche haben dir am besten gefallen?
BODEGA. Everything Everything. Daughters. Protomartyr. Kikagaku Moyo, um nur einige zu nennen. Aber eigentlich gefällt mir fast das ganze Programm, ihr habt wirklich ein sehr gutes Auge bei der Wahl der Künstler. Das hat auch sehr beeinflusst, welche Musik ich höre. Selbst wenn ich nicht immer zu den Konzerten komme, höre ich mir an, was die Bands im Programm so spielen.
Ich mochte Musik schon immer, hatte ich jedoch nicht immer die nötige Zeit oder das Geld, um häufiger auf Konzerte zu gehen. Jahrelang habe ich viel gearbeitet und war bei Musik nicht mehr auf dem Laufenden. So könnte ich jetzt nicht mehr leben, ich brauche meine Livemusik. Einige Veranstaltungsorte, insbesondere die Rotondes, sind in Gehweite meiner Wohnung – also was gibt es Schöneres, als den Abend auf einem Livekonzert zu verbringen? Das ist viel spannender, als zu Hause Netflix zu gucken!
© Blanca Ortiz de Pablo
Erinnerst du dich noch, wann du das erste Mal in den Rotondes warst?
Bei Lydia Ainsworth 2015. Damals wart ihr noch in Hollerich, und der Konzertsaal hieß Exit07. Das Konzert hat mir nicht so gefallen, aber das nächste, von den Glass Animals, war f***ing amazing.
Du erhältst Zugang zur ersten Reihe eines Konzerts eines (noch lebenden oder auch bereits verstorbenen) Künstlers oder einer (noch bestehenden oder bereits aufgelösten) Band deiner Wahl. Für wen würdest du dich entscheiden und warum?
Mal wieder in der ersten Reihe bei einem Konzert der irischen Band And So I watch You From Afar zu stehen, während sie ihr Lied Set Guitars To Kill spielen, wäre toll. Das ist einer meiner Lieblingssongs. Es wäre großartig, sie aus kurzer Distanz erleben zu können.
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